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Das Gregoriusfest – ein traditionsreiches Schulfest

Bis zum heutigen Tag gehört Gregori zu den wenigen Festen in Kasendorf, die über Jahrhunderte ihre Anziehungskraft erhalten haben. Wie in alten Zeiten ruht am "Gregori"-Nachmittag die Arbeit in allen Betrieben, die Geschäfte bleiben geschlossen und alt und jung feiert an diesem Tag mit den Kindern, Bekannten und Verwandten aus dem weiten Umland. Im Landkreis Kulmbach wird dieses traditionsreiche Schulfest noch in den Orten Kulmbach, Thurnau und Kasendorf begangen.

Mit einer mehr als 1000-jährigen Vergangenheit wurde Gregori einst in ganz Deutschland, in der Schweiz, Österreich und Belgien gefeiert. Sein Name geht zurück auf Papst Gregor I. (540-604), der als Gregor der Große in die Geschichte einging. Er zeichnete sich besonders durch seine umfangreiche sozial-caritative Fürsorge für die von Hunger und Pest bedrohte Bevölkerung aus. Durch die Errichtung vieler Klosterschulen bekam er den Namen: Patron der Gelehrten, Lehrer, Schüler und Schulen, und wegen seiner Kinderfreundlichkeit nannte man ihn auch "Kinderbischof".

Zuweilen wird angenommen, dass es sich bei Gregori ursprünglich um ein heidnisches Frühlingsfest handelte und ihm später ein christlicher Sinn unterlegt wurde. Tatsächlich wurde Gregori im Mittelalter im Frühling, am 12. März, dem Todestag Papst Gregors, gefeiert. Als Schulfest fiel es dabei mit dem Schuljahrsschluss zusammen.

Die Verlegung des Schuljahrendes auf den Sommer brachte auch eine Verschiebung des Festes auf die ohnehin günstigere warme Jahreszeit im Juli mit sich. In Kasendorf wählte man den Dienstag nach dem Kilianstag, dem Namenstag des hiesigen Kirchenpatrons.

Typische Merkmale des Gregoriusfestes sind eine "glanzvolle Ausstattung, viel Lärm und äußeres Gepränge". Die Veranstaltung begann mit einem Festzug, der von einem Knaben in Bischofsgewand angeführt wurde. In protestantischen Ländern hat man diesen Anführer später durch eine Amtsperson des öffentlichen Lebens ersetzt, so dass in Kasendorf heute noch der "Dorfgendarm" an der Spitze des Zuges marschiert. Mit der Schulfahne kam unmittelbar dahinter die Fahnengruppe. Es war eine große Ehre, ihr anzugehören. Hinter der nun folgenden Kapelle schloss sich eine Gruppe von Mädchen mit farbenprächtigen Bogenkränzen an, unter denen die Jüngsten marschierten. In bunter Reihenfolge kamen dahinter die übrigen Schüler, die phantasievoll verkleidet, Märchen- und Sagengestalten.

Am Festplatz wurde gespielt, getanzt, musiziert und gesungen, wobei der Bogenkranzreigen den Höhepunkt der Darbietungen bildete. Die Liebe zur Heimat spielte in den Vorträgen eine bedeutende Rolle. Wie auch heute noch, stellte der Kletterbaum eine besondere Attraktion dar. An der Spitze eines hohen Mastes hängen an einem Rad Beutel mit Geschenken, die den geschickten Kletterern als Preise winken.

Von großer Bedeutung waren seit jeher die Gregoriusgaben, die an Lehrer und Schüler verteilt wurden und aus Geld und Naturalien bestanden. Mit der Verteilung von Geschenken und Bratwürsten setzt sich diese alte Sitte heute noch fort.

Gegen Abend fand ein gemeinsamer Rückmarsch zur Schule statt. Dort wurde das Fest mit der Schlussansprache des Bürgermeisters, dem Lied "Guten Abend, gut Nacht", dem Choral "Nun danket alle Gott" und der Nationalhymne beendet.

Bei dem ausgelassenen Treiben der Schuljugend kam es nicht selten zu Ausschreitungen, denen die Obrigkeit mit einem vorübergehenden Verbot der Gregorifeste begegnete. 1728 verfügte die markgräfliche Regierung die Abschaffung "wegen allerhand Üppigkeiten und Insolentien, welche der äugend mehr schädlich als nützlich sind." Nach Erlass strenger Richtlinien wurde das Verbot bald wieder aufgehoben, indem man u. a. anordnete, "dass böse, durchaus unverbesserliche Kinder, von dem ganzen Fest ausgeschlossen werden müssen; die fleißigsten und vorzüglichsten aber sind den ganzen Tag in den ersten Reihen zu postieren".

Trotz vieler Veränderungen ist Gregori ein Traditionsfest geblieben, an dem altes Kulturgut gepflegt und das Heimatbewusstsein der Menschen gestärkt wird.