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Blick vom Magnusturm

(von Rainer Friedmann)

Um sich einen Eindruck von Kasendorf und seiner Umgebung zu verschaffen, begibt man sich am besten auf einen der Aussichtspunkte rund um Kasendorf. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten. Am Prelitz, dem Berg nördlich von Kasendorf, hat man an den meisten Stellen freie Sicht auf das Kasendorfer Land. Auch ein Spaziergang zumSonnentempel am Reuther Berg oder eine kleine Wanderung von der Friesenquelle aus, die Schlucht hinauf zur Aussichtsrast am Hirschensprung, verspricht reizvolle Ausblicke in die umliegende Landschaft. Besonders der "Dr.-Fritz-Hornschuch-Naturpfad" ermöglicht mit seinen Informationstafeln einen Einblick in die geologischen und geschichtlichen Besonderheiten hier um Kasendorf.

Folgen Sie mir jedoch zu dem markantesten Aussichtspunkt über Kasendorf, dem sich südlich des Ortes erhebenden Turmberg (498 m) mit seinem Magnusturm.

Der Magnusturm auf dem Bergplateau des Turmberges

Nach 20 - 30 Minuten Gehzeit von Kasendorf aus dürften die 100 Höhenmeter geschafft sein die zum Aufstieg auf den Turmberg nötig sind. Eine genaue Wegbeschreibung ist nicht nötig, jeder Weg der hier bergan führt ist der richtige. So steht man dann also auf dem Bergplateau vor dem 15 m aufragenden Magnusturm mit seinen 3,5m dicken Mauern. Jetzt noch die 68 Stufen der Wendeltreppe hinauf, und man tritt durch den gläsernen Ausstieg heran an die runde Turmbrüstung.

Blickrichtung Norden

Die Ortschaft Kasendorf mit dem Prelitz, die Horizontlinie bilden bei guter Sicht Frankenwald und Thüringer Wald.

Sehen wir die Ortschaft Kasendorf am Fuße des Turmbergs, so blicken wir über den Prelitz hinweg ungefähr in Richtung Norden. Wenden wir uns etwas nach rechts, so liegt das Industriegebiet vor uns, im Vordergrund erkennt man die ehemalige Bahntrasse, die jetzt als Radweg benutzt wird sowie die Firmen Alpha Innotec und das Maja-Werk. Dahinter liegt entlang der Erlenreihen des Friesenbachs die Ortschaft Heubsch. In 12 km Entfernung erkennen wir unsere Kreisstadt Kulmbach. Lässt man hier das Auge etwas suchend verweilen erkennt man auf einem Bergvorsprung, die mächtige Plassenburg. Unser Magnusturm war hier im späten 15.Jahrhundert als Wart- undSignalturm zwischen der Plassenburg und der Burg Zwernitz in Sanspareil, die sich genau in Verlängerung Plassenburg-Magnusturm befindet, eine wichtige Verbindung in Krisenzeiten.

Blickrichtung Nordosten

Industriegebiet, Heubsch, Sandberg, Kulmbacher Land, die Horizontlinie bilden bei guter Sicht Frankenwald und Fichtelgebirge (Fränkische Linie)

Wenden wir uns noch ein bisschen weiter nach rechts, finden wir genau östlich an der Horizontlinie die markanten hohen Erhebungen des 50 km entfernten Fichtelgebirges den Schneeberg (1053 m) und den Ochsenkopf (1024 m) mit ihren jeweiligen Sendetürmen. Leider verwehren die in letzter Zeit hochgewachsenen Bäume immer mehr den Blick in dieses geologisch interessante, hauptsächlich aus Granit bestehende Gebirge. Die Marktgemeinde Kasendorf als Besitzer der umliegenden Wälder ist jedoch bemüht, zumindest schrittweise die Aussichtsmöglichkeiten wieder herzustellen.

Was sich hier vom östlich liegenden Fichtelgebirge am Horizont nach links fortsetzt, wird geologisch als "Fränkischen Linie" bezeichnet. Das Aufeinandertreffen von drei kontinentalen Platten in der Urzeit hat durch Hebung, Absenkung, Abtragung und Verwitterung diese Gebirgszüge geschaffen, zu denen das Fichtelgebirge und, im Hintergrund von Kulmbach beginnend, der Frankenwald gehören.

Vor dieser Horizontlinie liegt die Obermain-Senke. Um Kulmbach finden wir die alten aber harten Gesteinsschichten des Buntsandsteins zu einer Kette von Erhebungen ausgebildet auf denen auch die Plassenburg ruht. Folgen wir der Ebene aus Richtung Kulmbach zurück nach Kasendorf, so finden wir in ungefähr noch 3 km Entfernung den Sandberg (die Straße nach Kulmbach überwindet diese Anhöhe) Hier wurde früher hochwertiger Räthsandstein aus der Keuperzeit abgebaut.

In dem kurzen Stück vom Sandberg bis zu den Kasendorfer Höhen finden wir nun zeitlich geordnet die drei bestimmenden Gesteinsschichten der Jurazeit um Kasendorf: Lias, Dogger und Malm.

Lias - Dogger - Malm die Gesteinsschichten der Jura-Zeit

Lias, auch schwarzer Jura genannt, ist der leicht verwitternde fruchtbare Boden in der Ebene vor dem Sandberg. In richtiger Gesteinsform kommt er vielleicht nur noch an manchen Ackerrändern zur Oberfläche, an denen tief genug umgegraben wird.

Dogger oder auch brauner Jura genannt, ist der braune eisenhaltige Sandstein, der sich z.B. an den verflachenden Stellen des Prelitz oder des Turmberges befindet. Da dieser leichter verwittert als der Kalkstein erkennt man ihn als Fundament dort, wo der Prelitz oder der Turmberg von den steilen Abbrüchen in die sanfteren Hügel übergeht. Da Obstbäume gut auf Dogger gedeihen findet man hier ihre Anpflanzungen.

Malm oder weißer Jura befindet sich an den oberen Teilen der Kasendorf umgebenden Berge, es sind die sogenannten Kalksteine, reich an Versteinerungen aus der Zeit als diese kontinentale Platte noch in der Nähe des Äquators von einem tropischen Meer bedeckt war.

In westlicher Richtung blicken wir auf eine Hochebene, die knapp hinter Kasendorf als Eingang zur Fränkischen Schweiz ihren steilen Anstieg findet. Auf dieser Hochfläche befinden sich z.B. die Orte Zultenberg mit dem Steilhang und Aussichtspunkt „Görauer Anger“ sowie Azendorf, wo im Steinbruch des Kalkwerkes Bergmann / Maxit diese Werkkalke zu hochwertigen Baumaterialien verarbeitet werden. Das „Lindlein“ bei Neudorf (südlich) ist die höchste Erhebung in diesem näheren einsehbaren Bereich (544 m).

Die zerklüfteten Gesteinsformen des weißen Jura gewähren auf der Hochfläche dem Regenwasser einen schnellen Abfluss. Aus den Spalten, Höhlen und unterirdischen Seen nimmt die Friesenquelle ihren Wasserreichtum, der dem Friesenbach ermöglicht, bei einer durchschnittlichen Schüttung von 400 Litern pro Sekunde bereits nach 500 m die Mühlräder und Turbinen der Friesenmühle anzutreiben.

Die Friesenquelle

Die Friesenquelle ist ca. 500 m nach dem Ortsschild in Richtung Bamberg an der Staatsstraße zu finden.

Mit der geologischen Besonderheit dieser Quelle verbinden sich wahrscheinlich auch die geschichtlichen Ereignissen um Kasendorf.

Der Wasserreichtum und der fruchtbare Boden des schwarzen Jura, wie auch der Turmberg als natürlicher Schutz vor feindlichen Angriffen bewirkten eine frühe Besiedlung dieser Gegend. Steinerne Pfeilspitzen und Steinbeile, die sowohl auf der Jurahochfläche als auch in der Nähe des Maja-Werkes im Industriegebiet gefunden wurden, zeugen von einer Begehung des Kasendorfer Raumes bereits zur jüngeren Steinzeit (hier um 2000 v.Chr.).

Wasserreichtum und fruchtbarer Boden sowie der natürliche Schutz vor Feinden bewirkten eine frühe Besiedlung dieser Gegend.

Im Abstand von jeweils 400 Jahren kann man nun kurz die zeitgeschichtlichen Abläufe um Kasendorf erwähnen: Gewandnadeln und andere Beigaben aus der Bronzezeit (um 1600 v.Chr.) wurden in Hügelgräbern in der Nähe von Reuth und am Prelitz gefunden. Bei Bauarbeiten des Maja-Werkes im Industriegebiet wurden 1985 mehrere Brandbestattungen aus der Urnenfelderzeit um 1200 v.Chr. aufgedeckt. Gegenüber der Straße nach Kulmbach liegt vom Maja-Werk aus gesehen der Pfarrwald. Hier sind über 78 Grabhügel aus der Hallstattzeit (frühe Eisenzeit ab 800 v.Chr.) festgestellt worden. In der Laténezeit (ca. 400 v.Chr.) entstanden dann hier auf dem Turmberg die ersten keltischen Ringwallanlagen. Aus der dann folgenden Zeit bis zur Völkerwanderung ca. 400 n.Chr. schätzt man wegen der wenigen Funde, dass nur eine sehr dünne Besiedlung unseres Raumes stattfand. Erst in der Zeit Karls des Großen um 800 n.Chr. beginnen hier Ortschaften zu entstehen und auch der Turmberg wurde in die Verteidigungsstrategien der jeweiligen Herrscher mit aufgenommen. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes ist erhalten aus dem Jahre 1286. Im Jahre 1632 lag ganz Kasendorf, von den Truppen Wallensteins ausgeplündert, bis auf „gar wenige Häuslein“ in Schutt und Asche. Die Kirchenbücher, die damals hier auf dem Magnusturm versteckt wurden gingen verloren.

Der Markt Kasendorf ist heute eine Ortschaft mit 1000 Einwohnern und 10 umliegenden Ortschaften. Mit der Nachbargemeinde Wonsees bildet Kasendorf eine Verwaltungsgemeinschaft.

Wir erkennen im Ortskern an der Kreuzung das Rathaus, das zusammen mit dem nebenstehenden Fachwerkgebäude den Sitz der Verwaltung bildet. Wir sehen die Kilianskirche mit ihrem Zwiebelturm, die Schulgebäude und als Abschluss zum Hang hin die begehrten Baugebiete am „Prelitz“ und die „Sonnenleite“.

Der kurze Rundblick ist hier zu Ende. Wenn Sie nun wieder Turm und Turmberg verlassen, haben Sie jetzt noch die Möglichkeit sich den passenden Rückweg herauszusuchen. Den steile Weg führt direkt hinunter zum Friesenbach in Richtung Ortschaft. Über die weitläufigen „Turmwiesen“ an der von der Ortschaft abgewandten Seite des Turmbergs ist der Rückweg etwas bequemer. Der Dr.-Fritz-Hornschuch-Naturpfad, der zwischen Pfarrwald und Turmberg angelegt wurde, ist mit 40 Hinweistafeln aus Geologie und Geschichte ausgestattet. Diesen können Sie weitere Informationen entnehmen.