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Kasendorf

Aus der Geschichte Kasendorfs

Bevor der Ort an die Herren von Meran gelangte, stand Kasendorf unter der Herrschaft der Walpoten, deren Stammburg die Zwernitz war. Nachdem Otto II., Herzog von Meran, 1248 auf Burg Niesten verstorben war, gelangte der Ort durch Kauf an die Förtsche, ehemalige Dienstmannen der Meranier.

Die Förtsche, die sich nach der ihnen anvertrauten Burg auch “von Menchau“ nannten, gelang es, teils durch Rodung in dem weiten Waldgebiet zwischen Fränkischem Jura und Main, teils durch Kauf, bis zum Ende des 13. Jhdts. die freieigene geschlossene Herrschaft Thurnau aufzubauen, zu der im 14. Jhdt. neben den drei Burgen Thurnau. Peesten und Heubsch auch die Dörfer Berndorf, Döllnitz, Felkendorf, Hörlinreuth, Kasendorf, Limmersdorf und Menchau gehörten. Dazu wurden noch 1368 die walpotischen Dörfer Azendorf und Welschenkahl sowie 1395 vom Kloster Michelsberg Buchau erworben.

Als Nachfolger der Walpoten, die den Blutbann in der Cent Zwernitz ausgeübt hatten, besaßen die Förtsche die Hochgerichtsbarkeit über die geschlossene Herrschaft Thurnau.

Hatte schon 1392 der Bamberger Bischof Lamprecht von Bamberg aufgrund eines 1292 mit den Förtsch geschlossenen Vertrages war das Hochstift Bamberg Lehensherr über die Burg Thurnau geworden die Hochgerichtsbarkeit der Förtsche ausdrücklich anerkannt, so verbriefte König Wenzel am 26. Okt. 1397 Mertein Fortsch und seinen Erben, dass sie „zu Turnow ein Halsgericht mitnahmen Stock und Galgen haben und damit richten und gefaren, als recht ist, und dazu fride und geleyte um totslege und um schulde geben sollen“.

Schnell stieß jedoch die kleine Adelsherrschaft auf den Widerstand der zollernschen Burggrafen von Nürnberg die durch Erbgang die vormals meranische Herrschaft Bayreuth erhalten, ferner Berg und Herrschaft Zwernitz 1290 von den Grafen von Orlamünde, den Nachfolgern der verarmten Walpoten, erworben und sich schließlich 1338 durch den Erbvertrag des Grafen Otto VII. von Orlamünde die Herrschaft Plassenburg gesichert hätte. Obwohl sie der Bamberger Lehensherrschaft unterstanden, wollte Albrecht und sein Sohn 1307 ihre gesamte Herrschaft gegen 1000 Pfund Haller an den Burggrafen Friedrich IV. von Zollern verkaufen. Als Unterpfand für die Einhaltung des Kaufvertrages vom 25. Juni 1307 versetzten die Förtsche 3 ihrer Dörfer, darunter auch Kasendorf. Als der Bamberger Bischof Wulfing seine Zustimmung zum Kaufvertrag verweigerte und obwohl er die Konventionalstrafe von 1000 Pfund Hallern selbst übernahm, büßten die Förtsche ihr Dorf Kasendorf ein.

Kasendorf erhält das Stadtrecht

Am 22. April 1328 erlaubt Kaiser Ludwig der Bayer den Burggrafen von Nürnberg, “Katzendorff“ zu einer durch Graben und Mauer befestigten Stadt zu machen, “dass sie darinnen vollkömmliche Gewalt des Blutgerichts mit aller Zugehörung desselben haben, auch einen offenen Wochenmarkt ... aufzurichten und die vorgenannten 6 Flecken“ (womit außer Kasendorf u. a. noch Wonsees und Wunsiedel gemeint sind) “friedsam aller Gnad, Freiheit und Recht welche bisher auch die Stadt Nürnberg gebraucht hat, und forthin gebrauchen wird, auch gebrauchen und genießen soll“.
Durch die Ausstattung mit den genannten Privilegien, die 1355 durch Kaiser Karl IV. bestätigt wurden, trat “Kaszendorf“ (1391) in Wettbewerb mit dem benachbarten Markt Thurnau, dem wohl bereits 100 Jahre früher das Marktrecht verliehen wurde und der sich unter den Förtschen rasch weiter entwickelte. “Doch gelang es Kasendorf nicht, sich zur Macht einer festen Stadt zu erheben, es verharrte im Stande eines Marktes“.

An sein Marktrecht erinnert noch heute die 1737 auf dem Brunnen errichtete Sandsteinfigur, ein Herkules, der sich auf den Schild mit dem Marktwappen, Hohenzollernschild und Katze, stützt.

Nachdem „Cassendorf“ 1385 in der Landesteilung des Burggrafen Friedrich dem “oberen Lande“ zugeschlagen wird und bereits l40l ein burggräfliches Amt (officium) besitzt, spricht eine Lehensurkunde von 1421 von einem “Gütlein hinter dem Dorf zu Kassendorf“, während 1427 von einem Fahrweg von Lindenberg nach Kazenstat die Rede ist.

Im Jahre 1430 wird Kasendorf durch die Hussiten verwüstet, die ihr Lager für einige Zeit in Zwernitz aufgeschlagen hatten und wo ein frührer Prokop für das Hochstift Bamberg gegen ein hohes Lösegeld abgeschlossen wurde. Papst Nikolaus V. schrieb am 28. Juni 1448 an den Abt des Ägidienklosters zu Nürnberg in der Bulle “Ea quae pro eclesia sticis“, dass die Kasendorfer Kirche durch die böhmischen Ketzer “am Bau ruinös geworden und ausgebrannt“ sei. (übrigens wurde auch die nahegelegene Veste Lindenberg durch den Hussitensturm zerstört.
1534 werden im markgräflichen Landbuch Kasendorf als zu seinem Amtsbereich gehörend aufgezählt im “Markt Catzendorf 34 markgräfliche Behausungen, 2 Hofraiten, Schenkstatt, Badstube, Frieß-, Haus- und Petzmühle; Rauschner von Lindenberg zinst von einem Hof und 1 Behausung. Förtsch von Peesten hat 6 Mannschaften ( = Lehenbauern), der älteste von Giech 4 Mannschaften, markgräfliche Lehen, leiden mit der Gemein; Gemeinde hat 1 Behausung, Widem (die Pfarrkirche) 15 kleine Behausungen, geben Marktrecht“.
Außerdem gehören grundherrlich zum Kastenamt Kasendorf Güter in Heubsch, Neudorf, Ober- und Untermenchau, ferner in bischöflich Bambergischem Territorium in Zultenberg und in Modschiedel.

Not- und Kriegszeiten

Obwohl es während des Bauernkrieges von 1525 im Kulmbacher und Bayreuther Land verhältnismäßig ruhig zuging, brandschatzte ein Hollfelder Bauernhaufen das Thurnauer Schloss. Auch wurden das bischöfliche Schloss Niesten, die Rittergüter in Görau, Peesten und Lindenberg zerstört. Das Giech‘sche Schloss zu Buchau wurde von einer Schar Weismainer niedergebrannt. Nach dem unglücklichen Ausgang ihrer Erhebung mussten die Bauern alle von ihnen verursachten Schäden ersetzen. Dazu kamen noch Strafgelder, Herdsteuer, 1525 die Abgabe des 20. Pfennigs (des 20. Teils ihres Vermögens), 1527 die des 30. Pfennigs und 1532 die des 60. Pfennigs.

So forderte die Edelfrau Dorothea Foertsch für die Niederbrennung ihres Schlosses in Thurnau und die dabei erlittenen Verluste insgesamt 2 991 fl 2 Pfd. 12 Pfg., wovon ihr 2 697 fl 12 Pfg. erstattet wurden, während Joachim Rauschner von Lindenberg nur 400 fl  aufrechnete.

Welche Schäden 1553 der Bundesständische Krieg, in dem am Conraditag die Stadt Kulmbach in Schutt und Asche gelegt wurde, in Kasendorf anrichtete, ist nicht bekannt.

Über das Elend und die Schrecken, welche der Dreißigjährige Krieg auch über unseren Marktflecken brachte, nachdem es Unterfeldherrn Wallensteins am 20. November 1632 gelungen war, Bayreuth zu nehmen, berichtet der Chronist:
“Nachdem 1632 durch den feindlichen Einfall des Kaiserlichen Kriegsvolkes unter Marchese de Grana der Markt hier ausgeplündert und in Brand gesteckt, und bis auf etliche gar wenige Häuslein in der Veitgassen und etliche Stadeln und zwei Mühlen gänzlich in Asche gelegt, was auch die Pfarr und Schul von Grund aus ruiniert, ferner auch neben anderen die beiden Kirchenbücher, die in höchster Eil auf den Mangelsturm gebracht wurden, von den Feinden aber dort gefunden und verbrannt wurden.

Auch wütete 1634 eine grausame Pest in hiesiger Gemein welcher über hundert Personen zum Opfer fielen.“

In einer anderen Darstellung wird geschildert, dass die Soldaten des Grana “die Ortschaft Kasendorf nicht blos ganz aussperlirt, das Rindvieh und Pferde hinweggetrieben, den Markt mit Feuer angesteckt, den noch vorhandenen Hausrat verbrannt, sondern auch noch die armen verscheuchten Leute in den Hölzern und Steinklüften gesucht, dieselben wie das Vieh auf einen Haufen getrieben, teils mit Schlägen mißhandelt, damit sie Verstecktes oder Vergrabenes verraten, oder weggeführt und gegen hohes Lösegeld freigegeben“. Aus dem Hutschdorfer Kirchenbuch ist ersichtlich, dass ‘unter Führung des Manteufel die Ortschaften Döllnitz, Katschenreuth, Heubsch und Limmersdorf und besonders in Döllnitz großer Schaden geschehen, da das ganze Dorf bis fünf Häuser und fünf Stadel in Asche gelegt worden‘.

Nach dem Jahre 1633 scheinen die Hauptdrangsale aufgehört zu haben. Doch weist das Taufregister aus dieser Zeit Einträge auf, aus denen wir schließen können, dass noch des öfteren Soldaten unsere Gegend unsicher gemacht haben. So manche zur Taufe gebrachten Kinder, so viele in Jammer und Elend sitzengelassene Frauen waren dafür die lebendigen Beweise.

Zu plündern gab es in Kasendorf wenig mehr, denn Krieg und Pest hatten arg gehaust. Ortschaften waren zerstört, die Felder verödet, die Bewohner verarmt, die Gemeinde entvölkert. Waren im Jahre 1591 35 Geburten zu verzeichnen, so waren es in den Jahren 1636, 1637 und 1638 nur noch je zwei. Erst 1682 wurde die frühere Geburtenziffer wieder erreicht. Die Zahl der Verstorbenen betrug im Jahr 1633 über 118.

Die Bevölkerung lebte dann in steter Angst vor einem neuen Krieg, vor allem vor der drohenden Türkengefahr, die 1663 schon ziemlich nahe war. Zur Abwendung dieser Gefahr wurde das schon 100 Jahre zuvor aus gleichem Anlass angeordnete Mittagläuten mit den 3x3-Nachschlägen wieder eingeführt.

In jener unruhigen Zeit, die Völker und Menschen durcheinanderwürfelte, wurde manche fremde Leiche auf dem Friedhof von Kasendorf begraben. So ist im Kirchenbuch zu lesen:

Hans Paul Orbs, das sechs Wochen alte Kindlein eines Führers unter dem Thüringischen Regiment, bei Worms bürtig, welches er, weil er lutherisch, vier Tage todt mit sich herumtrug und an keinem katholischen Ort wollte begraben lassen, bei Nacht auf unserem Gottesacker ohne Zeremonien eingraben ließ...
Als während des Siebenjährigen Krieges Prinz Heinrich von Preußen im Mai 1759 in das Maingebiet einfällt, zieht eine seiner Heeresabteilungen unter General von Itzenplitz von Kulmbach die “Alte Straße“ entlang über das Gebirge. “Die glückliche Überwindung des Defiles von Kasendorf wird auf einer zeitgenössischen Karte, die sich im Kulmbacher Stadtarchiv befindet, eigens erwähnt. Nach dem Durchschreiten des Engpasses stellten sich die preußischen Truppen auf der Hochfläche zwischen Reuth und Welschenkahl in Schlachtordnung auf.
Ihre Gegner, aus Kroaten bestehende Teile der Reichsarmee, hatten sich bis westlich Azendorf zurückgezogen und im Walde des Pfarrers ein Lager errichtet. Dabei richteten sie durch Fällen von schwächeren und Schälen von stärkeren Stämmen beträchtlichen Schaden an (Bericht im Turmknopf der Kirche von Azendorf).

Im Jahre 1759 wird der Wirkungsbereich des markgräflichen Vogteiamtes Casendorf folgendermaßen beschrieben: “im Markt 57 markgräfliche Untertanen auf 3 halben Höfen 9 Viertelshöfen 23 Achtelshöfen, 5 halben Achtelshöfen, 1 fünf Achtelshof, 1 dreieinhalb Achtelshof, 7 eineinhalb Achtelshöfen (= 11 Höfe, 5 Achtelshöfe 1 halber Achtelshof), 2 mediate (von Künßberg) Untertanen auf 2 Gütern und einem halben Achtelsgut“.

Das ehemalige markgräfliche Rentamt gegenüber der Kirche lässt noch heute durch seine stattliche Bauweise dessen ehemalige Bedeutung erkennen. Der zweigeschossige Sandsteinbau wird durch Kranz- bzw. Gurtgesimse gegliedert, die Fensterrahmungen sind geohrt und mit Quastendekor sowie im Obergeschoss mit ovalen Inschriftkartuschen .ersehen (“Befiehl dem Herren . .“). Die barock verschnörkelten Initialen in der mit 1730 bezeichneten Monogrammtafel über der Toreinfahrt weisen auf den vorletzten Bayreuther Markgrafen, Georg Friedrich Karl, hin. “Am 6. und 7. Februar des Jahres 1793 schwuren die bisherigen Untertanen des Markgrafen Alexander dem König von Preußen die Treue; 14 Jahre später, am 2. Januar 1807 wurde dem Kaiser Napoleon der Treueeid geleistet. Am 22. Juni verlangte der Kaiser von Österreich den Treueschwur, der aber bald darauf von den Franzosen wieder rückgängig gemacht wurde, und im darauffolgenden Jahre, am 9. Juli 1810, wurden Rat, Beamtenschaft und Geistlichkeit unserer Stadt (Kulmbach) auf den König von Bayern vereidigt. Das ist in 17 Jahren ein fünfmaliger Wechsel in der staatlichen Zugehörigkeit.“